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Essstörungen

Unter dem Begriff Essstörungen versteht man im Wesentlichen vier Krankheitsbilder.
Die Abgrenzung der einzelnen Krankheitsbilder ist schwierig, da die Übergänge fließend sind. So wird bspw. beobachtet, dass eine Patientin mit Magersucht auch Essattacken haben kann. Nicht selten entwickelt sich dann aus der Magersucht eine Ess-/Brechsucht. Seltener entsteht aus der Ess-/Brechsucht eine Magersucht.
Kontroverse Meinungen herrschen darüber hinaus bei der Diagnose von latenter Esssucht oder Binge-Eating-Disorder (BED). BED ist der Ess-/Brechsucht sehr ähnlich. BED ist durch eine übermäßige Nahrungsaufnahme gekennzeichnet. Die Speisen werden jedoch nicht erbrochen. Vor allem Übergewichtige sollen betroffen sein.

Magersucht (Anorexia nervosa)

Zentrales Leitmotiv der anorektischen Patienten ist, ein minimales normales Körpergewicht zu halten bzw. zu erreichen. Es besteht eine ausgeprägte Angst vor Gewichtszunahme, trotz bestehenden Untergewichts, eine Wahrnehmungsstörung bezogen auf Figur und Gewicht bzw. eine übermäßige Bedeutsamkeit von Gewicht und Figur im Selbstkonzept der Patientin sowie ein Fehlen der Monatsblutung.

Verbunden ist der Wunsch nach extremer Schlankheit mit dem Wunsch nach Selbstbestimmung. Magersüchtige sind auffallend dünn, stehen nicht mehr im Kontakt zu ihrem Körper. Wichtig ist ihr Kopf, der kontrolliert und steuert. Die Kontrolle gibt ihnen das Gefühl autonom und unabhängig zu sein. Betroffene kochen gern und viel für andere, essen selbst davon jedoch nichts oder täuschen das Essen vor.

Im Verlauf der Erkrankung kapseln sich Betroffene immer stärker ab. Dringender Handlungsbedarf für Angehörige und Freunde besteht, wenn Betroffene apathisch reagieren, nur noch mit leidender Stimme sprechen, kraftlos sind und bei dem kleinsten Konflikt mit Weinen reagieren. Dies sind Alarmsignale, die als ersten Schritte einen Arztbesuch nötig machen.

Diagnosekriterien für Magersucht:

  • Ein Körpergewicht von mindestens 15% unter dem erwarteten oder ein BMI von kleiner/gleich 17,5
  • Gewichtsverlust von 20 % vom Ausgangsgewicht innerhalb kürzester Zeit (ca. 3 bis 4 Monate).
  • Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt, z. B. durch streng kontrollierte und eingeschränkte Nahrungsaufnahme, Vermeidung hochkaloriescher Speisen, übertriebene körperliche Aktivität, selbst induziertes Erbrechen oder Abführen
  • ständiges übertriebenes gedankliches Kreisen um Nahrung und Figur, Perfektionismus.
  • Stoffwechselstörung, die sich in Form einer fehlenden Monatsblutung zeigt
  • Verzögerte Pubertäre Entwicklung
  • Körperschemastörung: D. h. auch bei einem vorhandenen Untergewicht bezeichnen sich Betroffene als "fett", extremer Angst vor Gewichtszunahme, fehlende Krankheitseinsicht.
  • Die körperlichen Folgeschäden sind Absinken des Stoffwechsels, des Pulses, des Blutdrucks und der Körpertemperatur, was zu Müdigkeit, Frieren und Verstopfung führt. Trockene Haut, brüchige Haare zeigen die hormonellen Veränderungen an, die sich auch im Ausbleiben der Menstruation und im Extremfall auch in eine Veränderung der Körperbehaarung äußern. Bei einer Krankheitsdauer von mehreren Jahren kommt es als Folge der hormonellen Veränderungen zur Osteoporose.

Ess-/Brechsucht (Bulimie)

Vom äußeren Erscheinungsbild her sind bulimische Frauen/Männer unauffällig, meist schlank. Auch ihr Essverhalten ist in der Öffentlichkeit eher kontrolliert. Nach außen hin funktioniert alles perfekt. Bulimie ist eine schambesetzte und heimliche Essstörung. Betroffene ekeln sich vor sich selbst, haben das Gefühl abnorm zu sein. Sie tun alles, um ihre Essanfälle und dass danach Folgende (Erbrechen oder Abführmittelmissbrauch) ungeschehen zu machen, die Kalorienzufuhr zu verheimlichen.
Im fortgeschrittenen Stadium kommt es vermehrt zur sozialen Isolation und depressiven Verstimmungen. Um ihren Heißhungerattacken nachgehen zu können vernachlässigen Betroffene häufig Interessen und den Kontakt zu anderen Menschen.

Diagnosekriterien für Bulimia nervosa:

  • mindestens zwei Essattacken pro Woche über drei Monate,
  • Aufnahme großer Mengen, meist leicht verzehrbarer und kalorienreicher Nahrungsmittel
  • Das Gefühl, das Essverhalten während der Anfälle nicht mehr unter Kontrolle halten zu können und im Anschluss an diese Attacken, der Versuch, dem dickmachenden Effekt durch verschiedene Verhaltensweisen entgegenzusteuern.

Das Ungeschehenmachen der Kalorienzufuhr wird durch selbstinduziertes Erbrechen, Medikamentenmissbrauch (Abführmittel und/oder Entwässerungstabletten) und/oder Diät-/ Fastenphasen und/oder übermäßige körperliche Betätigung versucht herbeizuführen.

  • Es besteht eine andauernde übertriebene Beschäftigung mit Figur und Gewicht. Krankhafte Furcht davor, dick zu werden, scharf definierte, sehr niedrig persönliche Gewichtsgrenze.
  • In der Vorgeschichte von Betroffenen finden sich häufig magersüchtige Phasen. Auch im Verlauf der Bulimie kann es wieder zu Magersucht kommen. Essstörungen können sich immer wieder verlagern. Besonders Magersucht und Ess-/Brechsucht haben fließende Grenzen.

Übergewicht (Adipositas)

Adipositas liegt bei einem beträchtlichen Übergewicht vor und zwar bei einem sogenannten BMI von 30 und höher. Es handelt sich dann um eine therapiebedürftige Fettleibigkeit.

BMI heißt Bod-Maß-Index. Dieser errechnet sich nach folgender Formel: Körpergewicht gemessen in Kilogramm geteilt durch Körperlänge gemessen in Meter zum Quadrat.
Beispiel: Jemand, der 170 groß und 61 kg schwer ist, hat einen BMI von 61 : (1,7 x 1,7) = 21,1. Die Zahl, die man bei dieser Rechnung erhält, zeigt an, ob das individuelle Körpergewicht im grünen Bereich liegt.

Bei Frauen ist ein BMI von 20 – 24, bei Männern von 20 – 25 normal.

Übergewicht besteht bei einem BMI von 25 – 30 (bei Frauen) und 26 – 30 (bei Männern). Hierbei besteht häufig weder eine Einschränkung der Lebensqualität noch ein erhöhtes Krankheits- oder Sterberisiko.

Bei Menschen mit Adipositas sollten regelmäßig die Risikofaktoren geprüft werden. Ihre körperliche Belastbarkeit ist in der Regel reduziert. Sie sind in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt, leiden demzufolge häufig an Bewegungsmangel, der das Symptom in einen Teufelskreis verstärkt. Adipositas wird bereits in sehr frühem Alter beobachtet, gelangt aber wegen des zunehmenden Schweregrades in vielen Fällen erst in der Vorpubertät zur Vorstellung in der ärztlichen Praxis.

Latente Esssucht

Betroffen sind Menschen, die ständig Probleme mit ihrem Gewicht habe, die immer wieder eine Diät ausprobieren und anschließend wieder zunehmen. Die Grenzen sind fließend. Häufig ist die latente Esssucht der Einstieg in eine wirklich massive Essstörung. Natürlich sind nicht alle Menschen die ihr Gewicht kontrollieren, latent esssüchtig. Es ist aber Zeit etwas zu verändern, wenn man immer in der Angst vor einer Gewichtszunahme lebt, wenn man nicht mehr auf die eigenen Bedürfnisse und Körpersignale hört und wenn man nicht mehr entspannt Essen und genießen kann.

Die Diagnosekriterien für latente Esssucht

  • hohe Gewichtsschwankungen innerhalb kurzer Zeit, z. B. (5 kg in zwei Wochen) Jojo-defekt.
  • Ständige Auseinandersetzung mit dem Körpergewicht, Angst vor einer Gewichtszunahme.
  • Fehlendes Vertrauen in die eigenen Bedürfnisse und Körpersignale.
  • Unvermögen von spontaner Befriedigung des Hungers und des entspannten Genießens, Wechsel zwischen Zuviel-Essen und Diät-Halten.

Essstörungen stellen ein ernst zu nehmendes gesundheitliches Problem dar. Obwohl sich Betroffene der unterschiedlichen Krankheitsbilder unter anderem in ihrem Erscheinungsbild beträchtlich unterscheiden ist es doch allen Essgestörten gemeinsam, dass das lebensnotwendige Essen ein erhebliches psychosomatisches Problem, oft mit körperlichen, psychischen und sozialen Konsequenzen geworden ist.

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