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Bruno Seide

1 Stoperstein an der Lehmkuhler Str. 12

Patenschaft

Patenschaft für den Stolperstein: Zeugen Jehovas
Verlegung des Stolpersteins: 22. Oktober 2008

Leben

Die religiöse Gemeinschaft der „Zeugen Jehovas" entwickelte sich seit ihrer Gründung 1874 in Pennsylvania vor allem in Deutschland mit 25.000 bis 30.000 Mitgliedern vor der „Machtergreifung" zu einer bemerkenswert starken Sektion. Ihre wörtliche Auslegung der Bibel, besonders des Alten Testaments, ihre Ablehnung staatlicher Vorschriften, die nicht im Einklang mit ihrer Bibelgläubigkeit standen, ihre strikte Verurteilung des Wehrdienstes und ihre mutmaßliche Nähe zum Judentum waren in den Augen des NS-Staats genügend Gründe, um gegen die Glaubensgemeinschaft gewaltsam vorzugehen. In Bottrop gerieten 42 „Bibelforscher" in Konflikt mit den NS-Behörden und mussten ihre religiöse Überzeugung nicht selten mit dem Tod bezahlen.

Bruno Seide© Anke Guilhaus

Am 17. Januar 1899 in Sontop (Posen) geboren und seit 1930 „Ernster Bibelfor-scher" weigerte sich Bruno Seide im März 1936, bei den Reichstagswahlen und der Volksabstimmung über die Politik Adolf Hitlers seine Stimme abzugeben. Der Wahlenthaltung ließ sein Arbeitgeber (die Zeche „Prosper II) die fristlose Kündigung folgen, die gleichzeitig den Verlust der Werkswohnung bedeutete. Es folgte der Umzug, so die Erinnerung seiner Tochter Else Dörner, in eine „Notunterkunft, eine alte Backstube voller Ungeziefer" in der Lehmkuhler Str. 12, die Beschlagnahmung der Literatur und die Verhaftung durch die Bottroper Polizei. Anschließend zwangsweise im Autobahnbau bei Dessau eingesetzt, kehrte Bruno Seide erkrankt nach Bottrop zurück, um nur wenig später erneut verhaftet zu werden, da er den „Deutschen Gruß Heil Hitler" nicht erwiderte.

Die erneute Haft schüchterte Seide nicht ein, der nach seiner Entlassung weiter mit einschlägigen Schriften für die „Ernsten Bibelforscher" warb. Von einem Glaubenbruder denunziert, wurde er zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr verurteilt, die er in Schwelm erleiden musste. Kurz danach verschleppten ihn die Verfolgungsbehörden nach Erinnerungen seiner Tochter in das KZ Oranienburg bei Berlin, wo er vermutlich ermordet wurde. Den Angehörigen teilte der NS-Staat indes eine andere Todesursache mit: Seine Tochter erhielt eine Nachricht, dass ihr Vater am 27. März 1940 an Darmkrebs verstorben sei.

Literatur und Quellen

Detlef Garbe: Zwischen Widerstand und Martyrium. Die Zeugen Jehovas im „Dritten Reich", München 1993.

Jörg Lesczenski: „Ab heute scheide ich von euch für immer". Widerstand und Resistenz in Bottrop 1933-1945, Bottrop 2005.

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