Museum für Ur- und Ortsgeschichte
Sammlungen
Nur ein kleiner Teil der Objekte, die das Museum besitzt, wird der Öffentlichkeit zu jeder Zeit gezeigt. Die Objekte stammen hauptsächlich aus dem weiteren Umkreis von Bottrop. Das Ziel der Sammlung ist es, die Erhaltung des Natur- und Kulturerbes von Bottrop zu fördern und die Forschung darüber zu unterstützen.
Naturkunde
Die naturkundlichen Sammlungen sind in den geologischen, paläontologischen, zoologischen und botanischen Teil unterteilt. Die mit Abstand größte Sammlung ist die der Geologie und Paläontologie. Diese Sammlung enthält die Überreste eiszeitlicher Säugetiere (z.B. Wollhaarmammut, Wollnashorn, Steppenpferd, Auerochse, Bison), Fossilien von Meerestieren aus der Bottroper Kreideformation, Pflanzenreste aus dem Oberkarbon und die Mineraliensammlung.
Die botanische und zoologische Sammlung umfasst Exemplare der lokalen Flora bzw. Fauna. Eine Ausnahme bildet die Sammlung der vergleichenden Osteologie, in der vollständige exartikulierte Skelette von nicht einheimischen Tieren aufbewahrt werden, wie z.B. die eines Löwen oder einer Hyäne.
Vor- und Ortsgeschichte
Die Sammlung prähistorischer Altertümer beherbergt Objekte aus der Altsteinzeit bis zur Bronzezeit. Von besonderer Bedeutung sind die Steinwerkzeuge aus der Alt- und Jungsteinzeit, die in der Region entdeckt wurden, und die Urnen, die der Gründungsdirektor des Museums, Arno Heinrich, zwischen 1973 und 1992 aus dem bronzezeitlichen Friedhof am Südring in Bottrop ausgegraben hat.
Die Sammlung umfasst außerdem Gemälde von historischem Wert und Archive (z. B. Fotos, Buchhaltungsunterlagen), die die Wirtschafts- und Sozialgeschichte von Bottrop dokumentieren. Der Großteil der Sammlung besteht jedoch aus Werkzeugen und Artefakten, vor allem aus dem 19. und 20. Jahrhundert, die Einblicke in das tägliche Leben in der Vergangenheit bieten. Zu diesen Objekten gehören Berufswerkzeuge, industrielle Artefakte, Haushaltsgegenstände, Münzen und Fahnen lokaler Verbände.
Geschichte des Museums
Im Jahr 1919 erhält die Gemeinde Bottrop die Stadtrechte verliehen und beginnt 15 Jahre später eine neue Form der Erinnerungskultur. Objekte aus der jungen Stadtgeschichte sollen gesammelt und bewahrt werden.
Am 7. August 1934 erhält das Museum (im damaligen Marienhospital angesiedelt) sein erstes Inventar, einen Stempel mit dem Schriftzug „Heimatmuseum Bottrop“.
Diese Sammlung wird im Zweiten Weltkrieg zum großen Teil zerstört.
Einen Neubeginn verdanken Sammlung und Präsentation dem 1929 in Stettin geborenen Arno Heinrich. Auf der Suche nach Arbeit zieht Arno Heinrich 1951 nach Bottrop und ist zunächst auf den Zechen Prosper und Rheinbaben tätig. Ausgelöst durch Zufallsfunde beginnt seine Grabungs- und Sammelleidenschaft. Ab jetzt verschreibt Heinrich sich Fossilien in allen Arten, Formen und Größen. 1955 wird er in den städtischen Dienst übernommen – als Hausmeister an der Körnerschule. Hier kann er bereits seine Sammlung präsentieren. Die Ernennung zum „Pfleger für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer für den Stadtkreis Bottrop“ erfolgt 1957 und ab 1958 leitet er offiziell die Ausgrabungen auf dem Stadtgebiet, wird aber auch zu Ausgrabungen nach Gladbeck gerufen und findet dort 1958 das einzige, fast vollständig erhaltene Waldwisentskelett Europas.
1961 wird das ehemalige Wohnhaus des ersten Leiters des Bottroper Amtsgerichts Heimatmuseum der Stadt, Museumsdirektor ist Arno Heinrich. Der Autodidakt ist zum Spezialisten geworden. Schon im ersten Jahrzehnt nach seiner Eröffnung entwickelt sich das Bottroper Heimatmuseum zu einer der wichtigsten Sammlungen eiszeitlicher Säugetiere in der Bundesrepublik Deutschland.
1976 erfolgt mit dem Bau des „Museumszentrum Quadrat“ eine Neuausrichtung. Mit der ersten Schenkung von Josef Albers 1970 beginnt die Stadt mit der Planung eines Erweiterungsbaus für das im Stadtgarten gelegene Heimatmuseum. Die Moderne Galerie wird eröffnet und das Heimatmuseum wird mit der neu erbauten Eiszeithalle zum „Museum für Ur- und Ortsgeschichte“. Als Arno Heinrich 1992 in den Ruhestand geht, hat er fast vierzig Jahre für das Museum gearbeitet und sich in dieser Zeit weit über Bottrop hinaus in der Fachwelt größte Anerkennung erworben.
Heute befinden sich die Ausstellungsräume des Museums in der Eiszeithalle und in der nebenstehenden Villa. Die städtische Sammlung wird seit 2014 in der Villa in neuer Konzeption gezeigt. Maßgebliche Förderer der Neueinrichtung waren die RAG-Stiftung, die NRW-Stiftung, die Sparkasse Bottrop, die Egon Bremer Stiftung und der Rotary Club Gladbeck-Kirchhellen.
Entdecken: Tiefer Eintauchen
Wie ist der Rohstoff Kohle im Erdzeitalter des Carbon entstanden? Wie haben wir diesen Rohstoff genutzt? Und was hat diese Nutzung in der Stadt Bottrop bewirkt?
Nirgends in Bottrop, das häufig auf den Steinkohlenbergbau reduziert wird, wird so deutlich wie im Museum Quadrat, dass Kohle und Bergbau zwar für die Stadtwerdung entscheidend waren – die Identität der Stadt aber weitaus vielschichtiger ist. Die Sandablagerungen eines urzeitlichen Meeres waren Grundlage für den Formsandabbau und die Ziegelbrennerei, die beide ein wichtiger Wirtschaftsfaktor unserer Stadt waren. Und auch die mittelalterliche Geschichte als bäuerliche Gemeinschaft, die Einflüsse von weltlichen und kirchlichen Herrschaften, haben unserer Stadt ihren Stempel aufgedrückt, der bis heute seine Spuren hinterlassen hat und Teil unserer Identität ist.
Doch am Anfang war die Kohle – vor 300 Millionen Jahren herrschten hier tropische Temperaturen. In einem Küstensumpf breiteten sich Urwälder aus, die wuchsen und abstarben. Unter dem Druck der nachwachsenden Biomasse – sowie Ton und Sand – wurde das organische Material in Jahrmillionen zu Kohleschichten verdichtet, die tief unter der Oberfläche lagen.
Seit 1856 wurden die Kohleflöze in großem Stil abgebaut. Auf dem Stadtgebiet entstanden zehn Zechenstandorte mit 18 Schächten. Steinkohle wurde verbrannt, verflüssigt oder in Kokereien zu Koks veredelt, dem entscheidenden Brennstoff für die Hütten der Stahlindustrie.
Bottrop verdankt den Zechen das Wachstum vom Dorf zur Großstadt: Auch Bottrops heutige Landschaft ist Ergebnis der Kohleindustrie – die Täler und Berge, die Seen und Bachläufe. Nach 170 Jahren und Millionen Tonnen geförderter Kohle wurde der heimische Steinkohlebergbau 2018 eingestellt. Kohle aus Australien oder Südamerika ist billiger als die aufwändig produzierte regionale Kohle, deren wenig mächtige Flöze in großer Tiefe liegen.
Bergwerke
1856 gründeten Industrielle die "Arenberg'sche Actiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb", der Ausgangspunkt für den Bergbau und den Aufstieg der Stadt Bottrop. Im Grubenfeld Maximilian wird der erste Schacht abgeteuft. Die erfolgreiche Zeche wird später in der Hoffnung auf Wohlstand "Prosper" genannt. 1861 beginnen 149 Arbeiter mit dem Abbau von Fettkohlen für die Stahlerzeugung. Prosper wird nach dem Zweiten Weltkrieg zur produktivsten Zeche des Ruhrgebiets. Später wurden die Bergwerke der Stadt unter dem Namen "Prosper-Haniel" zusammengefasst. Präsent werden sie auch nach der Kohleförderung bleiben – gewaltige Halden sind Landmarken im Bild der Stadt.