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© Julian Schäpertöns

Starke Beteiligung beim ersten Forum Innenstadt

Rund 200 Bottroperinnen und Bottroper besuchten den Themenabend zur Innenstadtentwicklung in der Aula des Heinrich-Heine-Gymnasiums

Es ist ein Thema, das kontrovers diskutiert wird und bei dem Handlungsbedarf besteht: Die Bottroper Innenstadt soll zukunftsfähig gestaltet werden, um sie zu beleben und zu einem Ort mit dauerhafter Aufenthaltsqualität zu machen. Damit eine Umsetzung dieser Art gelingen kann, braucht es einen Schulterschluss aller Beteiligten. Von der Stadtverwaltung über die ImmobilienbesitzerInnen und Gewerbetreibenden bis hin zur Politik und den BewohnerInnen ist jede Meinung ein wichtiger Baustein, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Deshalb hat die städtische Wirtschaftsförderung gemeinsam mit dem Stadt- und Regionalplanungsbüro Dr. Jansen GmbH das Forum Innenstadt ins Leben gerufen, um alle an einen Tisch zu bringen. 

© Julian Schäpertöns

Zum Auftakt hat sich das Team rund um das Forum Innenstadt am 26. Januar zunächst auf die drei Schwerpunkte Wochenmarkt, Markt- und Rathausviertel sowie wichtige Plätze in der Innenstadt konzentriert. „Wir alle wissen, dass hier noch zwei große Elefanten im Raum stehen“, so Oberbürgermeister Bernd Tischler in seiner Begrüßung und verweist auf das Hansa Center und die ehemalige Karstadt-Immobilie. „Ich bitte um Verständnis, dass wir zum Hansa Center zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussagen treffen können, da wir uns in Verhandlungen befinden, zu denen wir uns als Stadt nicht äußern dürfen. Zur Karstadt-Immobilie haben wir den aktuellen Kenntnisstand, dass Devello weiterhin plant, dort einen Netto-Markt zu eröffnen und wir sind gespannt auf die weitere Entwicklung. Und nun wünsche ich Ihnen einen spannenden Abend mit unseren Podiumsdiskussionen“, so Tischler weiter. Moderiert wurde der Abend von Angelina Sobotta vom Planungsbüro Dr. Jansen. Sie erläutert den Ablauf: „Zu jedem der drei Schwerpunktthemen gibt es jeweils eine 15-minütige Podiumsdiskussion mit entsprechenden ExpertInnen. Um bereits ein erstes Meinungsbild von Ihnen zu einzelnen Bereichen zu erhalten, werden wir zudem interaktive Umfragen starten, die Sie bequem mit Ihrem Smartphone beantworten können. Im Anschluss an den Diskussionen haben alle Anwesenden die Möglichkeit an unseren Themeninseln ihre Ideen und Anregungen zu platzieren und sich auszutauschen.“

Wochenmarkt

In der ersten Podiumsdiskussion vermittelte Dr. Siegbert Panteleit (Geschäftsführer SPE.City Management GmbH) zwischen den vier Diskutanten Markus Plängsken (Stadtverwaltung), Dirk Helmke, der sich bereits sehr erfolgreich für den Boyer Wochenmarkt engagiert hat, Peter Metzen (Bottcast) und Oliver Schröder (Vertreter des Marktviertels). „Wochenmärkte sind Magneten und ziehen Menschen in die Innenstadt und diese Chance muss genutzt werden. Vor allem die soziale Komponente ist hier herausragend, da man oft mit den Händlern ins Gespräch kommt und auch alte Bekannte auf dem Wochenmarkt trifft“, macht Dirk Helmke deutlich. Peter Metzen ergänzt: „Wir brauchen mehr Stände und Angebote für Familien - vor allem für die Jüngsten - damit die Frequenz auf den Wochenmärkten steigt. Ich denke da zum Beispiel an eine Art kleinen Streichelzoo.“ Die interaktive Umfrage zeigt auch, dass sich die Anwesenden mit über 70 Stimmen weitere Aktionen rund um den Wochenmarkt wünschen und rund 30 Personen eine musikalische Untermalung begrüßen würden. Die aktuelle Situation bei den HändlerInnen sieht derzeit jedoch nicht so rosig aus, weiß Markus Plängsken: Es sei kein Bottroper Problem neue Händler zu finden, ganz im Gegenteil: „Viele Städte haben Probleme Leerstände neu zu besetzen, da beim Weggang der alt eingesessenen Händler kaum neue nachkommen.“ 

Wochenmärkte sind Magneten und ziehen Menschen in die Innenstadt

Auch den Wunsch nach mehr Abwechslung und musikalischer Untermalung sieht Plängsken kritisch: „In der vom Bund erlassenen Marktordnung gibt es strenge Vorgaben, an die wir uns halten müssen. So darf zum Beispiel auf Wochenmärkten kein Alkohol ausgeschenkt werden. Man kann aber einen Sondermarkt beantragen, bei dem Alkoholausschank und musikalische Begleitung durchaus möglich sind.“ Oliver Schröder macht außerdem darauf aufmerksam, dass der Wochenmarkt ein wichtiger Bestandteil der Nahversorgung ist und man mehr auf die Händler eingehen sollte: „Viele wünschen sich eine bessere Willkommenskultur, bei der nicht nur stumpf der Standplatz zugewiesen und abkassiert wird. Es tut niemandem weh, sich zu erkundigen, ob bisher alles in Ordnung ist und Unterstützung anzubieten“.

Der Wunsch nach mehr Ständen und mehr Vielfalt wird auch bei den Themeninseln im Anschluss an die Diskussion deutlich. An der musikalischen Untermalung und der Frage, wie der Markt familienfreundlich gestaltet werden kann, scheiden sich jedoch die Geister. Von einem Jazz-Frühshoppen über die Einbindung einer Musik- oder Tanzschule bis hin zur Forderung „Bloß keine Musik!“ prallen die unterschiedlichsten Vorstellungen aufeinander. Weitere Themen wie kostenloses Parken zu Marktzeiten und Barrierefreiheit stehen ebenfalls auf der Agenda.

Markt- und Rathausviertel

Die Bottroper Gastromeile bietet ein buntes Potpourri an kulinarischen Angeboten und kultigen Kneipen, die vor allem am Wochenende stark frequentiert werden. „Die Frage ist nun - soll der Schwerpunkt der Gastronomie dortbleiben oder soll eine Durchmischung stattfinden?“, eröffnete Frank Beicht (stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaftsförderung) die zweite Podiumsdiskussion des Abends. Jan Gerd Borgmann (Vorsitzender des Bottroper Einzelhandelsverbandes), David Schraven (IG Marktviertel), Jens von Lengerke (IHK Nord Westfalen) und Dr. Norbert Verfürth (VIV Immobilien Verwaltungsgesellschaft) nahmen dazu Stellung - und waren sich schnell einig: Eine vernünftige Mischung muss her, damit die gesamte Innenstadt belebt wird. Jan Gerd Borgmann erklärt: „Es ist gut, dass es gewisse Schwerpunkte gibt, aber kein Bereich sollte enorm polarisieren. Ich denke, dass die Innenstadt davon profitieren kann, wenn sich auch im Marktviertel mehr Gastronomie ansiedelt. 

Die Innenstadt muss komplett neu gedacht werden.

David Schraven ergänzt: „Dabei ist es aber wichtig, nicht nur kleine Bereiche zu verbessern. Die Innenstadt muss komplett neu gedacht werden. Wir brauchen einen Gesamtplan, damit die Hansastraße nicht weiter verkommt und auch die großen Probleme - unsere Elefanten - angegangen werden.“ Ein Ansatz, den auch Dr. Norbert Verfürth unterstützt: „Der Kreislauf muss wiederhergestellt werden. Wir brauchen eine optimale Durchmischung, damit die Menschen vom ZOB über den Altmarkt und die Hansastraße zum Cyriakusplatz und zur Hochstraße kommen und durch die Passage wieder zurück zum Berliner Platz.“ Jens von Lengerke ergänzt: „Mit dem Blick von außen kann ich dem nur zustimmen. Wir müssen gezielt schauen, wo es geeignete Plätze gibt, um Aufenthaltsqualität zu schaffen, damit wir die Menschen in der Stadt bewegen können.“

Die Anwesenden unterstützen diese Sichtweise und wünschen sich einen hochwertigen Einzelhandel im Marktviertel sowie eine Ergänzung durch gastronomische Angebote. Darüber hinaus sollen auch Handwerksbetriebe in das Quartier integriert werden. Der Wunsch nach einem Kino oder Theater bleibt ebenso bestehen wie die Wiederbelebung des Schwarzmarktes oder die Unterstützung weiterer Formate wie Marktviertelklang oder -leuchten.

Plätze in der Innenstadt

In der letzten Diskussionsrunde des Abends ging es um die zukünftige Nutzung von beliebten Plätzen in der Innenstadt. Stadtplaner Daniel Bläser diskutierte mit Katrin Woettki (Stadtverwaltung), Nora Schrage-Schmücker (GemeinSinnSchafftGarten e. V.), Marie Kotzian (Salon 5) und Stefan Purwin (Bottroper Sportbund e. V.) über mögliche Umsetzungen. Bei der im Vorfeld durchgeführten Publikumsbefragung wurde bereits deutlich, dass mit über 80 Stimmen der Wunsch nach mehr Grün und Wasser groß ist. Auch Sitzgelegenheiten und weitere Aufenthaltsmöglichkeiten wurden mit über 40 Stimmen gefordert. „Als Vertretung der Bottroper Jugend möchten wir neben mehr Sitzgelegenheiten auch Räume für kulturelle Veranstaltungen schaffen. Das kann von Konzerten über Poetry-Slam-Veranstaltungen bis hin zu Flohmärkten reichen“, erklärt Marie Kotzian. Katrin Woettki sieht in der Verbindung von Sitzgelegenheiten und Veranstaltungen allerdings ein grundsätzliches Problem: „Wenn wir auf diesen Plätzen nun Geräte oder Baumscheiben fest installieren, fehlt uns im Umkehrschluss der Platz für Veranstaltungen. Einige Marktstände würden an Fläche verlieren und der Aufbau von Bühnen oder größeren Geräten für Volksfeste würde erschwert.“

Man muss ganz klar sagen, dass die Plätze an den Menschen vorbeigeplant wurden.

Für Nora Schrage-Schmücker ist dennoch klar, dass etwas passieren muss: „Die Innenstadt soll ein sozialer Raum werden, in dem sich alle Menschen treffen und einen Ort haben, an dem sie sich aufhalten können. Man muss ganz klar sagen, dass die Plätze an den Menschen vorbeigeplant wurden. Wir müssen alle mehr miteinander kommunizieren und nach Alternativen wie mobiler Begrünung oder Fassadenbegrünung suchen, um Hitzeinseln in Zukunft zu vermeiden. 

Auch die Anwesenden befürworten den Grüngedanken und wünschen sich eine anteilige Entsiegelung der Innenstadt. Von einer bestimmten Baumart, die den Innenstadtrundgang begleitet, bis hin zu mobilen Lösungen gibt es eine Vielzahl von Ideen. Darüber hinaus werden Themenwochen zum Thema Klima vorgeschlagen, bei denen auch die Jugend stark eingebunden werden soll.

Sammeln und sortieren

Aktuell werden alle Ideen und Vorschläge gesammelt und sukzessive auf Umsetzbarkeit geprüft. Auf www.bottrop.de/forum-innenstadt (Öffnet in einem neuen Tab) werden zeitnah die Ergebnisse der Auftaktveranstaltung und weitere Schritte bekanntgegeben.

„Ich bin beeindruckt, dass zahlreiche Bottroperinnen und Bottroper teilgenommen haben. Mich freut es außerordentlich, dass sich so viele Personen einbringen wollen, um unsere Innenstadt wieder aufleben zu lassen“, hält Oberbürgermeister Bernd Tischler fest.

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