Integration als Ewigkeitsaufgabe
Trend bei Migration verstetigt sich
Mit der neunten Fortschreibung des Integrationsberichts hat das Referat Migration - Kommunales Integrationszentrum ein umfangreiches Zahlenwerk zur Migrationsentwicklung vorgelegt. Der rund 200 Seiten starke Bericht informiert Verwaltung, Politik und zivilgesellschaftliche Akteure sowie die interessierte Öffentlichkeit über das kommunale Integrationsgeschehen im Jahr 2021.
Die durch den russischen Angriffskrieg ausgelöste Flüchtlingswelle aus der Ukraine ist in den Bericht noch nicht berücksichtigt. Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert erklärte bei der Vorstellung, dass bereits Anfang kommenden Jahres der zehnte Bericht erscheinen werde. „Der Integrationsbericht hilft bei der Einordnung der Gesamtgemengelage“, so Alexius-Eifert. Konkrete Handlungsempfehlungen gehen aus der Zusammenstellung nicht hervor. Sie dient aber allen Akteuren als Planungsgrundlage.
Aus Sicht von Thomas Schwarzer, Leiter des Referats Migration, setzt sich der seit Jahren beobachtete Trend fort. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund wächst. Dies gelte umso stärker, je jünger die Bevölkerungsgruppen sind. „In Bottrop ist die Entwicklung nicht anders als in Hamburg und Berlin“, so Schwarzer. Auch stellt er fest, dass in allen Stadtteilen Bottrops Migranten leben. Von 120 unterschiedlichen Nationalitäten stellen dabei Polen und Türken das Schwergewicht.
Bei der Zusammenstellung des Zahlenwerks hat das Referat Migration Datensätze anderer Organisationen wie dem städtischen Amt für Informationsverarbeitung und der Bundesanstalt für Arbeit aufbereitet. Das reichhaltige statistische Material zu den Themen Bevölkerungsentwicklung, Beschäftigung, Bildung, Gesundheit von Schulkindern, Lebensunterhalt und Einbürgerung bildet das Integrationsgeschehen in der Stadt ab. Die Daten und Fakten sind eine hilfreiche Quelle um bestimmte Themen zu diskutieren oder einen Förderantrag zu stellen. Wer sich aus politischen, beruflichen oder wissenschaftlichen Gründen neu oder wieder mit dem Handlungsfeld Integration und Migration beschäftigt, kann sich über die jährlichen Integrationsberichte direkt und umfassend mit der kommunalen Situation vertraut machen.
41 Organisationseinheiten mit insgesamt 51 Einrichtungen unterstützen das Migrationsgeschehen in der Stadt. Geprägt war ihr Handeln im Berichtsjahr von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Viele Aktivitäten mussten - zumindest zeitweise - deutlich anders stattfinden. Sie wurden online durchgeführt und in Abhängigkeit von den aktuell geltenden Auflagen in viel kleineren Gruppen angeboten, oder sie fanden unter freien Himmel an der frischen Luft statt. Mit viel Kreativität und Organisationsgeschick ist es den meisten Einrichtungen gelungen, trotz der Widrigkeiten für und mit den Menschen handlungsfähig zu bleiben. Schwerpunkte des Engagements waren Beratungsangebote aller Art, Arbeitsmarkt und berufliche Bildung sowie interkulturelle Begegnung und Sprachförderung. „Die Menschen kommen aus unterschiedlichen Milieus und aus unterschiedlichen Motiven“, sagte Schwarzer. Dies spiegelt sich in der Angebotsvielfalt wider. Die einzelnen Akteure sind mit ihrer Tätigkeit in dem Integrationsbericht aufgeführt. Die Übersicht bietet einen schnellen Zugriff auf Informationen für Neuzugezogene. Zu den wichtigsten Angeboten gehören Sprachkurse. „Der Spracherwerbsprozess dauert lange und muss kontinuierlich sein“, so Thomas Schwarzer. Für schulpflichtige Migranten sei dies selbstverständlicher als für ältere Menschen, die in eigener Verantwortung Sprachkompetenzen aufbauen müssen. Durch die Corona-Bestimmungen seien Lücken gerissen worden, die nun wieder geschlossen werden müssen.
Hajra Dorow, Vorsitzende des Integrationsausschusses, sieht das stadtweite Netzwerk bei den Integrationsangeboten gut aufgestellt. Landesweit sei Bottrop eine der wenigen Kommunen, die regelmäßig Integrationsberichte erstelle und die Entwicklung dokumentiere. „Der Bericht ist ein wichtiges Handwerkszeug, mit dem wir arbeiten können“, so die Ausschussvorsitzende.
Weitere Aufgaben sieht auch die Dezernentin Karen Alexius-Eifert auf Verwaltung und Politik zukommen. Je länger beispielsweise der Krieg in der Ukraine dauere, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Flüchtlinge dauerhaft integriert werden müssen. Neben den Fluchtmotiven spielen die unterschiedlichen Lebensphasen und kulturellen Hintergründe eine Rolle. „Integration ist eine Ewigkeitsaufgabe.“