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Nikolaus Mungai

1 Stolperstein - Im Scheierbruch 112

Patenschaft

Patenschaft für den Stolperstein: Wolfgang Kutta
Verlegung des Stolpersteins: 31. Oktober 2009

Leben

Nikolaus Mungai wurde am 11. November 1901 in Landstuhl, Bayern, geboren. Er war von Beruf Bergmann und wohnte in Bottrop, Im Scheierbruch 12.

Nikolaus Mungai wurde 1935 angeklagt, innerhalb des „Deutschen Esperantobundes“ kommunistische Parteiarbeit betrieben zu haben. Während der „Arbeiter- Esperantobund“, der auch in Bottrop ins Leben gerufen wurde, wegen seiner offenkundig hohen Zahl an kommunistisch orientierten Mitgliedern unter der nationalsozialistischen Herrschaft umgehend verboten wurde, blieb der nach außen politisch neutrale „Deutsche Esperantobund“ von der Auflösung verschont. Die Ortsgruppe in Bottrop entwickelte sich rasch zu einer Organisation, in der sich unter dem Deckmantel einer sprachkundlichen Vereinigung – offenbar notdürftig getarnt – lokale kommunistische Funktionäre zusammenfanden, um ihre verbotene Parteiarbeit fortzusetzen.

Nach Meinung der Staatsanwaltschaft tat sich im Esperantobund insbesondere Nikolaus Mungai als „eine aktive Kraft innerhalb der illegalen kommunistischen Betätigung im Bottroper Stadtgebiet und als der Führer der [...] beteiligten Angeklagten“ hervor.

Der verheiratete Bergmann und Vater zweier Kinder war zwischen 1931 und 1935 arbeitslos, wurde am 1. Oktober 1935 „Notstandsarbeiter“ und gehörte nach eigenen Angaben niemals der KPD an. Allerdings zählte Mungai vor 1933 zu den führenden Mitgliedern des „Arbeiter-Esperantobunds“ in Bottrop und trat im Februar 1934 dem „Deutschen Esperantobund“ bei, für den er als Kassierer – und damit als Vorstandsmitglied – auch Leitungsfunktionen übernahm. Ihm wurde nach seiner Verhaftung vorgehalten, intensiv neue Mitglieder geworben, in engem Kontakt zu Mathias Trauden (einem der einflussreichsten Funktionäre des Bunds im Ruhrgebiet) gestanden, sowie zahlreiche Flug- und Druckschriften wie die „Rote Fahne“ empfangen und gezielt an Mitangeklagte verteilt zu haben.

Der „Angeklagte Mungai“ habe sich – wie es im abschließenden Urteil heißt - als selten eifriges und einsatzbereites Mitglied gezeigt, der seine sämtlichen Abnehmer und Hintermänner auf dem Gewissen habe. Er habe „dem Umfang seiner Tätigkeit nach die Stellung eines großen Zellenleiters oder kleineren Ortsgruppenleiters“ besessen. Weiter hielt das Gerichtsurteil fest: „Die von ihm mit Eifer betriebene Schriftenverteilung ist eine der gefährlichsten Mittel für die Zersetzung der Volksgemeinschaft, da durch die unkontrollierbare Weitergabe der Schriften große Gebiete damit verseucht werden können. Der Gefährlichkeit des Tuns entsprechend war eine exemplarische und demgemäß abschreckende Strafe am Platze. Der Senat hielt unter Würdigung des Umfangs und des Zeitpunkts der Tat eine Zuchtshausstrafe von sechs Jahren für angemessen und angebracht. Bei der Höhe der Strafe waren dem Angeklagten auch die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren abzuerkennen als Ausdruck für die Schwere seiner Verfehlung gegenüber der Volksgemeinschaft. Da er im übrigen seine Tat in vollem Umfange zugibt, ist ihm die erlittene Polizei- und Untersuchungshaft mit vollen neun Monaten auf die Strafhaft angerechnet worden.“

Im August 1941 aus der Haft entlassen, wurde Nikolaus Mungai rund dreieinhalb Jahre später am 31. Januar 1944 eingezogen und im „Strafbataillon 999“ eingesetzt. Die offiziell als „Bewährungsbataillon 999“ geführte Einheit wurde als Sonderformation der Wehrmacht per Erlass Adolf Hitlers am 2. Oktober 1942 gegründet und nahm „bedingt Wehrwürdige“, „Kriegstäter“ und wegen politischer oder krimineller Delikte Verurteilte auf. Die „Zwangsrekrutierten“ wurden auf Truppenübungsplätzen in Heuberg und Baumholder ausgebildet, anfangs als „Afrika-Brigade 999“ in den Krieg geschickt und nachfolgend an allen Fronten eingesetzt.

Nach der Auflösung des Bataillons im September 1944 wurden die Soldaten in andere Militärverbände delegiert, zum Teil aber auch Haftanstalten und Konzentrationslagern übergeben. Nikolaus Mungai ist am 9. August 1944 gefallen.

Literatur und Quellen

Jörg Lesczenski: „Ab heute scheide ich von euch für immer”. Widerstand und Resistenz in Bottrop 1933–1945, Bottrop 2005.

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