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Fuhlenbrock

Bauernschaft Fuhlenbrock reichte bis zur Lehmkuhle. Bürgermeister Tourneau kaufte 1826 den Fernewald von der Kirche.

Beliebteste Wohngegend der Stadt

Der Fuhlenbrock erhielt seinen Namen im Mittelalter wegen seiner schlechten Bodenqualität. Heutzutage wird für diesen Boden der höchste Preis in ganz Bottrop gezahlt. Wo sich vor achtzig Jahren nur Wald befand, liegt heute die beliebteste Wohngegend der Stadt.

© Stadt Bottrop

Die Geschichte vom "Faulen Bruch"

„Fauler Bruch“, also ein Gebiet mit recht unbrauchbarem Boden, das war die nordwestlichste der vier Bottroper Bauernschaften. Damit war im Mittelalter nicht nur das Gebiet des heutigen Fuhlenbrock gemeint, sondern auch das gesamte Gebiet der Bottroper Innenstadt.

Denn die Bauernschaft Fuhlenbrock endete zwar im Norden am Fernewald, erstreckte sich dafür aber bis zur Lehmkuhle im Süden. Die Ausrichtung gen Norden kam erst mit Bottrops erstem Bürgermeister Tourneau, der 1826 nach der Säkularisierung (Verstaatlichung von Kirchenbesitz) den Fernewald, ehemals im Besitz der Äbtissin von Essen, für Bottrop sicherte. Ohne sein rasches Handeln läge die heutige Zeche Prosper-Haniel auf Oberhausener Gebiet.
Parallel zum BErgbau entwickelte sich so auf dem Gebiet des Fernewalds der Ortsteil Fuhlenbrock-Wald – im Gegensatz zu Fuhlenbrock-Heide, dem Kerngebiet der Bauernschaft. Wurde der Wald noch in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts als Ausflugsziel genutzt, ist davon heute nicht mehr als der Name der Fernewaldstraße übrig geblieben. Sogar das Gut Fernewald musste vor wenigen Jahren dem Bergbau weichen.

© Stadt Bottrop

Die Zeche und die Halden

Dort wächst momentan die neue Halde Schöttelheide als eine der letzten Halden im Ruhrgebiet. Gleich neben ihr steht die Haniel-Halde mit ihrem Freilufttheater und dem berühmten Kreuzweg, den im Jahr 1987 schon der verstorbene Papst Johannes Paul II besucht hat.

Das Verbundbergwerk Prosper-Haniel mit seinem Förderturm ganz am Ende der Hans-Böckler-Straße ist wohl das einzige Bergwerk im Ruhrgebiet, das eine positive Entwicklung zeigt. Vielleicht wird es in einigen Jahren zu den wenigen
gehören, die überhaupt noch bestehen bleiben. Das wäre ein Glück für den Stadtteil Fuhlenbrock, denn die Zeche ist hier immer noch der größte Arbeitgeber.

Dabei hat Fuhlenbrock gar nicht das typische Aussehen eines Bergarbeiter-Ortes. Es gibt keine geschlossenen Zechensiedlungen, sondern größtenteils private Ein- und Zweifamilienhäuser. Das liegt daran, dass der Bergbau erst spät so weit nach Norden wanderte, bis er schließlich im Fuhlenbrock ankam. Zu dieser Zeit wohnten die Bergleute nicht mehr direkt „auf der Seilscheibe", sondern kamen aus allen Himmelsrichtungen.

Seit Prosper-Haniel Verbundbergwerk ist, fahren die Kumpel zudem größtenteils im Schacht in Grafenwald ein und nicht im Fuhlenbrock.

Die Halde haniel ist mit der Berarena als Ort für Theater mehr als nur Abraumhalde.© Stadt Bottrop

Neue und alte Fuhlenbrocker

Auch die Menschen, die hier leben, verstehen sich nicht unbedingt als Kinder der Kohle, sondern in erster Linie als Fuhlenbrocker. Besonders die Polbürger zeigen einen Stolz auf ihren Stadtteil, wie es in Bottrop nicht alltäglich ist. Tradition wird hier groß geschrieben.

„Wenn man nicht hier geboren ist oder seit mindestens 60 Jahren im Stadtteil lebt, ist man kein echter Fuhlenbrocker", beschied der Vater von Heinrich Grotendorst. Er gründete 1938 eine Drogerie, die noch heute von Sohn Heinrich betrieben wird. „Heute ist das natürlich etwas anders", weiß Heinrich Grotendorst. „Auch neu Zugezogene sind uns willkommen, und mir als Geschäftsmann natürlich ganz besonders." Und von den Zugezogenen gab es in den letzten zwei Jahrzehnten reichlich.

Besonders von Mitte der 80er- bis Anfang der 90er-Jahre war ein Reihenhaus im Fuhlenbrock der Traum fast jeder jungen Familie in Bottrop. Für die Alteingesessenen, die mit ansehen mussten, wie ihr Stadtteil immer mehr zugebaut wurde, war das manchmal schwer zu ertragen.

Heimatverein "Plattdütschen ut Woald un Hei"

Eine Brücke zwischen Tradition und modernem Stadtteileben, zwischen den „Ureinwohnern" und den Neuankömmlingen, möchte Michael Thiehofe schlagen. Seit 1990 führt er die „Plattdütschen ut Woald un Hei" an. Der Heimatverein, der früher manchmal im Rest von Bottrop als eine Gruppe von Bauern aus dem Vorort belächelt wurde, ist heute das Aushängeschild des Stadtteils. Das liegt sicher daran, dass Thiehofe es versteht, den alten Stil zu wahren und gleichzeitig die „Plattdütschen" als einen weltoffenen Verein zu führen.

Übernommen hat er das Amt von seinem Vater Bernhard, der nicht nur als „Vörsitter" die „Plattdütschen" anführte, sondern auch jahrelang als ehrenamtlicher Bürgermeister in Bottrop aktiv war. Noch heute ist er dem Fuhlenbrocker Vereinsleben und besonders seinen „Plattdütschen" eng verbunden.

Feste und Aktivitäten in Fuhlenbrock

Vor allem die Karnevalsaktivitäten des Vereins sind weit über die Grenzen von Fuhlenbrock hinaus bekannt. Und das Osterfeuer, das erstmals 1995 mit 60 Leuten auf der Halde Haniel stattfand, zieht heute bis zu 700 Menschen an. Traditionell dagegen ist der Martinszug, der seit über 35 Jahren durch den Stadtteil führt. Insgesamt finden 14 Aktivitäten über das Jahr verteilt statt. Und die Hälfte der Mitglieder, die diese Veranstaltungen mit Leben füllen, sind Zugezogene. „Es ist doch toll, wenn ein Stadtteil dadurch jung bleibt, dass sich junge Familien dafür entscheiden, hier zu wohnen", findet Michael Thiehofe.

Obwohl er selbst in Fuhlenbrock geboren ist, hat auch er sich später bewusst für den Stadtteil entschieden. „Ich war lange Zeit beruflich aus Bottrop weg, und dann haben wir wegen des zeitweiligen Wohnungsmangels hier keine Bleibe gefunden", erklärt der 39-Jährige. So zogen er und seine Frau Susanne zuerst nach Kirchhellen. „Als es dann aber darum ging, irgendwo Eigentum zu erwerben, war es für uns keine Frage, hier im Fuhlenbrock zu suchen!" Ein gewachsener Ortsteil, stark geprägt durch Vereine wie die KAB, die Kolping-Familie oder die „Plattdütschen", die gekonnt die Tradition mit der Moderne verbänden, erklärt Thiehofe. „Außerdem gibt es hier noch Kneipen, wo die Leute sich gerne abends auf ein Bier an der Theke treffen. Das ist auch nicht mehr selbstverständlich. Und das alles und noch viel mehr macht diesen Stadtteil so lebenswert für mich!", so der Kaufmann.

Ein Dorf mit zwei Kernen

Gut bestellt ist es auch um die weitere Infrastruktur des Fuhlenbrocks. Besonders beim Einzelhandel gibt es eine lange Tradition. Heinrich Grotendorst mit seiner Drogerie ist nicht der einzige, der sein Geschäft schon in der zweiten Generation führt. „Viele, die hier auf der Straße 'Im Fuhlenbrock' ein Geschäft haben, kenne ich schon von Kind an", erzählt der 49-Jährige. „Und auch sie haben den Betrieb von ihren Eltern übernommen."

Dass an der Kreuzung Im Fuhlenbrock und Lindhorststraße Geschäfte schon seit über 50 Jahren vor Ort und in einer Hand sind, ist keine Seltenheit. „In anderen Stadtteilen ist so etwas nicht mehr normal, bei uns hier schon", berichtet Grotendorst, der lange im Vorstand der IG Fuhlenbrock tätig war. Den Großteil seiner Kunden kennt der Drogist persönlich. Und auch auf der Straße ist jeder zweite ein Bekannter. „Trotz des Wachstums in den letzten beiden Jahrzehnten ist Fuhlenbrock im Grunde genommen ein Dorf geblieben", urteilt Heinrich Grotendorst.

Ein Dorf mit zwei Kernen allerdings, denn neben dem Geschäftszentrum rund um den Fuhlenbrocker Markt gibt es noch eine Einkaufsmeile an der Sterkrader Straße für den Teil Heide. Ebenso gibt es mit den beiden Kirchen St. Ludgerus (Heide) und St. Bonifatius (Wald) sowie den zwei Tennisvereinen TC Heide und TC Waldfriede viele Institutionen doppelt. Noch bis in die 60er-Jahre waren die beiden Fuhlenbrock-Teile nur durch eine schmale Holzbrücke verbunden – im Volksmund „Hühnerfeckel" genannt, die nur von Fußgängern und Fahrradfahrern benutzt werden konnte.

Die ehemalige Zechenbahn, die nördlich der Kirche St. Ludgerus verläuft, trennte dort Wald im Norden von Heide im Süden. Und auch wenn man längst mit dem Auto die ganze Straße „Im Fuhlenbrock" entlang fahren kann und nicht mehr umständlich über die Bottroper Innenstadt und die Hans-Böckler-Straße von einem Teil in den anderen gelangen muss, existiert diese Trennlinie zumindest ind den Köpfen einiger alteingesessener Bewohner Trennlinie noch immer. „Über die Brücke gehe ich nicht", heißt es hüben wie drüben, wenn heutzutage auch eher als Scherz gemeint. Wenn es darum geht, ihren Fuhlenbrock im Rest Bottrops zu vertreten, sind sich die Bewohner aus beiden Teilen aber einig: „Wir sind stolz darauf, hier zu wohnen!" Und das hat nichts mit Standesdünkel zu tun, sondern ist eine Herzensangelegenheit.

Zahlen, Daten, Fakten

Der Name Fuhlenbrock stammt von der Bodenbezeichnung "Fauler Bruch". Die ehemalige Bauernschaft erstreckte sich bis zur Grenze der Lehmkuhle im Bottroper Süden und schloss so die ganze heutige Innenstadt mit ein.

Heutzutage teilt sich der Stadtteil in „Wald" und „Heide" auf. Das Zentrum von „Heide" liegt an der Sterkrader Straße, das von „Wald" an der Kreuzung Im Fuhlenbrock/ Lindhorststraße. Insgesamt geht der Stadtteil von der Haniel-Halde im Norden bis zur Güterbahn im Süden, bevor hier die Innenstadt beginnt. Im Osten bilden die Straße Plaggenbahn und der Mauskirchweg die Grenze zum Köllnischen Wald und damit zum Stadtteil Eigen.

Unmittelbar im Westen von Fuhlenbrock beginnt die Wohnbebauung von Oberhausen. Rund 14 500 Menschen leben auf den gut fünfeinhalb Quadratkilometern des Stadtteils.

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