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Ekel & Hardinghausen

Karnevalszüge endeten in der Brauerei Velten. "Nordlichter" Ekel und Hardinghausen: Zwei Kriege zerstörten den Traum von einer eigenen Kirche.

Münsterland oder Ruhrgebiet?

Flaches Land, hier und da ein Bauernhof, weidende Kühe: Ist man hier schon im Münsterland oder etwa noch im Ruhrgebiet? Die beiden Kirchhellener Bauernschaften Ekel und Hardinghausen liegen auf der Grenze von Industriezone und ländlichem Raum.

Schacht 10 des Bergwerks Prosper-Haniel liegt nur wenige Kilometer südlich, und offiziell reicht das Ruhrgebiet sogar bis zum Fluss Lippe ein ganzes Stück nördlich von Ekel und Hardinghausen. Aber mit der Industrielandschaft Ruhrgebiet hat der Kirchhellener Norden weder äußerlich noch von seinem Menschenschlag viel gemein.

© Stadt Bottrop

Ganz eigenes "Völkchen"

„Wir sind hier eine kleine Gemeinschaft", erzählt Bauer Bernhard Steinmann, „und es ist manchmal schwierig, sich mit der großen Stadt zu identifizieren." „Die große Stadt", das ist die 20 Kilometer südlich gelegene Industrie-Stadt Bottrop, zu der auch Ekel und Hardinghausen seit der Kommunalen Neuordnung 1976 offiziell gehören. Man habe einfach eine unterschiedliche Mentalität, einen anderen Humor und eine eigene Art zu feiern, beschreibt der 52-Jährige, dessen Familie schon seit dem 13. Jahrhundert in Hardinghausen Landwirtschaft betreibt.

Und auch vom „Dorf" Kirchhellen unterscheiden sich Ekeler und Hardinghausener noch einmal. „Wir sind nur ein kleiner Zweig in der großen Familie von Kirchhellen und werden dafür oft belächelt", erklärt Steinmann. „Ach, ihr da hinten!", heiße es oft leicht spöttisch aus dem Dorf. Aber damit kann man in Kirchhellens Norden gut leben, denn Bernhard Steinmann und seine Nachbarn eint ein Wir-Gefühl, dass schon so einige Jahrzehnte überdauert hat und sich auch heute noch in vielen nachbarschaftlichen Veranstaltungen zeigt.

Kirchenbauverein als soziales Netzwerk

Bestes Beispiel ist der Kirchbauverein Ekel. 1914 begannen die Bemühungen, eine eigene Kirche in den Norden zu bekommen. Die Inflation und zwei Weltkriege vereitelten jedoch das Vorhaben immer wieder. Doch das war kein Grund für die Ekeler, aufzugeben. Zwar hat man seit der Neugründung des Vereins nach dem Zweiten Weltkrieg die Idee einer eigenen Kirche aufgegeben,dennoch verfolgt man immer noch den Zweck, den eine eigene Kirche erfüllt hätte: „Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bürger im Raum Ekel und Hardinghausen zu festigen", wie es in der Satzung heißt.

Nachdem mit der Schließung der Ekeler Volksschule in den 60er-Jahren die letzte eigene Institution aus dem Kirchhellener Norden verschwunden war, stellte es sich der Kirchbauverein darum zur Aufgabe, zumindest mit einem Kindergarten einen Anknüpfungspunkt für die Gemeinschaft der Bauernschaften zu schaffen.

In Eigenarbeit wurde er im 125 Jahre alten Gebäude der ehemaligen Schule untergebracht. Zu seiner Unterstützung findet jedes Jahr ein „Kirchbaufest" und ein eigener Martinszug durch die Felder statt. Neben der Breil'schen Kapelle, die nach einer großen Dürre von der Bauernfamilie Große Breil im Jahr 1842 errichtet wurde, und den beiden Gaststätten „Alte Schmiede" und „Pels" bildet der Kindergarten den Mittelpunkt der beiden Bauernschaften.

Die Breil'sche Kapelle und die Gaststätte "Alte Schmiede" bilden zusammen mit dem Kindergarten das Herz von Ekel.© Stadt Bottrop

Zwei eigene "Bürgermeister"

Aber nicht nur den Kindergarten hat man im Kirchhellener Norden in Eigenregie ins Leben gerufen. Auch ihre „ersten Bürger" haben sich die Ekeler und Hardinghausener selbst ausgesucht. Obwohl Bernhard Steinmann mit seinem Hof Hemming eigentlich auf Hardinghausener Gebiet liegt, wurde er von den Ekelern zu deren „Bürgermeister" gekürt.

Das wollten die Hardinghausener natürlich nicht auf sich sitzen lassen und ernannten Adalbert Rottmann von Hof Rottmann zu ihrem Oberhaupt. Die „Amtsgeschäfte" im Kirchhellener Norden teilen die beiden Bürgermeister gerecht untereinander auf: Rottmann ist Ausrichter des Runkelfestes, während auf Steinmanns Hof alle drei Jahre die Bauernolympiade stattfindet.

Ins Leben gerufen wurde die Bauernolympiade von den Alten Herren der Landjugend, die mit dem Erlös das Futter kleinsten Bauernschaften Kirchhellens sind, können sie mit dem Haus Dringenburg eine bedeutende Vergangenheit und mit Reitverein und Golfclub eine sportliche Zukunft vorweisen.

Die Dringenburg

1407 erwähnt eine Urkunde den Adeligen Hinrich von der Dringenburg. Für die Zeit davor gibt es keine Hinweise auf die Burg oder das Geschlecht. Im Lauf der Jahrhunderte wechselten die Besitzer des Ritterguts häufig. Die Privilegien aber blieben erhalten: Das Haus Dringenburg stand beispielsweise im Gegensatz zum Haus Beck in keinem Lehensverhältnis, konnte also selbstständig den Vestischen Landtag beschicken. Von den Rechten nahm die Dringenburg unter den Kirchhellener Rittergütern insgesamt nach Haus Brabeck den zweiten Platz ein. Weder von den Bauten noch von der Bedeutung der Dringenburg ist heute noch etwas übrig.

Ihre letzte Hoch-Zeit erlebte sie im 19. Jahrhundert, als sie unter dem Besitzer Velten-Brauerei war und hier die Kirchhellener Karnevalszüge ihren feuchtfröhlichen Ausklang fanden. 1924 fielen Land und Gebäude von Haus Dringenburg an die Gemeinde Kirchhellen. Diese tauschte das Gut 1955 gegen den Besitz von Bauer Jünger in der Nähe des Dorfkerns ein. Heute erinnert die Straße „An der Dringenburg" in Hardinghausen, an der das neue Haupthaus des Guts steht, an die alte Bedeutung.

Reitsprotverein und Golfanlage

In diesen Tagen sitzen zwar keine Hardinghausener mehr im Vestischen Landtag, dafür vertreten der Reitsportverein Zur Linde und der Ländliche Reit- und Fahrverein, die seit Jahren eine erfolgreiche Kooperation betreiben, Kirchhellen bei hochklassigen nationalen Turnieren und holen die deutsche Reiterelite auch regelmäßig auf die Reitsportanlage an der Straße „An der Linde".

Weiteres sportliches Aushängeschild, auch über die Grenzen Kirchhellens hinaus, ist der Golfclub Schwarze Heide in Ekel. 1987 wurde nordöstlich der Gahlener Straße der erste Abschlag gemacht. 1993 war die Erweiterung auf eine 18-Loch-Anlage mit internationalem Standart fertig. Im April 2004 schließlich wurde das neue Clubhaus im Wert von 1,5 Millionen Euro eingeweiht.

Die Pläne für eine Kirche in Ekel lagen fertig in der Schublade. Zwei Weltkriege vereitelten das Vorhaben.© Stadt Bottrop

Zahlen, Daten, Fakten

Der Name Ekel setzt sich zusammen aus dem Wort Eke, also Eiche und Loh, was lichter Wald heißt. Demnach bedeutet Ekel „lichter Eichenwald". Hardinghausen hingegen weist auf eine Anhöhe, auf der Gericht gehalten wurde, hin. Geschichtlich bedeutend für die beiden Bauernschaften ist das Ritter-Haus Dringenburg. Es wird das erste Mal im 15. Jahrhundert erwähnt.

Heute erinnert die Straße „An der Dringenburg" in Hardinghausen an das einstmals mächtige Rittergut. In Ekel und Hardinghausen, die zusammen mit Holthausen den statistischen Bezirk Kirchhellen Nord-West ausmachen, leben gut 1600 Menschen auf 25 Quadratkilometern. Damit hat der Bezirk die größte Fläche innerhalb Kirchhellens und gleichzeitig die geringste Einwohnerzahl. Die Flächengröße ergibt sich teilweise daraus, dass zu dem Bezirk auch ein Großteil der Kirchheller Heide gehört.

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