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Eigen

Den Eigen gibt es gleich zweimal. Warm und kalt - mit Kirche oder Schule.

Zweimal Eigen

Auf dem Eigen schlagen gleich zwei Herzen – ein „warmes“ und ein „kaltes“. Wo genau das Blut des Stadtteils seine Temperatur wechselt und warum, darüber streiten die Experten. Unbestritten ist hingegen die Lebensqualität in beiden Teilen. Ob in den schmucken Zechenhäusern des „Warmen Eigens“ oder in den Ein- und Zweifamilienhäusern in direkter Nähe zum Köllnischen Wald im „Kalten Eigen“ – die Bewohner leben hier aus Überzeugung.

© Stadt Bottrop
Der Bahnhof Nord ist Herberge für das gleichnamige Restaurant© Stadt Bottrop

Warm und kalt

Dass es im westlichen Teil vom Eigen kälter ist als im östlichen, ist unbestritten. Das Phänomen, dass hier im Winter schon die ersten Schneeflocken liegen bleiben,
während dort noch alles grün ist – manchmal liegen nur ein, zwei Straßenzüge dazwischen – ist allen Eigenern bekannt. Aber woran liegt es? Ist es die Nähe zum Wald, der die Kälte und die Feuchtigkeit speichert? Oder liegt es einfach an der dünneren Bebauung im östlichen Teil des Stadtteils?

Elke Kreiber macht seit Jahren Führungen durch den Stadtteil und stellt seine Sehenswürdigkeiten vor. Um auch die letzten Geheimnisse vom Eigen zu ergründen, hat sie so manche Stunde alte Ordner und Urkunden im Stadtarchiv gewälzt. Und Elke Kreiber sagt: „Es liegt an dem eisenhaltigen Gestein dicht unter der Erdoberfläche. Das speichert die Kälte, oft entsteht darüber Nebel.“

Umstritten aber ist die Trennlinie zwischen Warmem und Kaltem Eigen. Ist es die Bahnlinie, die mit dem ehemaligen Haltepunkt Bahnhof Nord zwischen Gladbecker und Kirchhellener Straße Richtung Gladbeck führt? Oder ist die Kirchhellener Straße selbst gar die Grenze?

Rätselhafter Name

Die Fragen werden genau so offen bleiben, wie das Rätsel um den Namen. Bis zur Eroberung der Gebiete links des Rheins durch Napoleon, der auch in Bottrop einiges durcheinander rüttelte und umordnete, hieß die damalige Bauernschaft Schlangenholt nach dem Gut Schangenholt, das man noch heute am Ende der gleichnamigen Straße bewundern kann. Erst danach wurde die umgangssprachliche Bezeichnung „up dem Eigen" zum offiziellen Namen des Stadtteils.

Bereits 1410 taucht das Gut Schlangenholt das erste Mal in der Geschichte auf. Erst als „Burg", wie so ziemlich alles mit einem kleinen Graben drumherum damals bezeichnet wurde, ab 1787 als Bauernhaus. Das heute noch erhaltene Wohnhaus stammt vom Ende des vorletzten Jahrhunderts. Zu diesem Gut gehörte auch eine sumpfige Fläche, die unter der Flurbezeichnung „Eigen" bekannt war.

Das ist die eine Möglichkeit, den Namen zu erklären. Dass es sich beim Gebiet des Guts Schlangenholt um eine Fläche handelt, die im Gegensatz zum Rest von Bottrop, das zu Kurköln gehörte, den Herzögen von Kleve „zu Eigen" war, ist die andere. Die Reibereien zwischen den beiden Herren, deren Grenzen in Bottrop aufeinander trafen, sind durchaus dokumentiert. So haben Gebietsstreitigkeiten zum Beispiel dazu geführt, dass 1579 mit der berühmten Mercator-Karte die erste Landkarte, in der der Name „Bortorp" auftaucht, gezeichnet wurde. Sie zeigt die Grenzen zwischen dem köllnischem und dem klev'schem Machtbereich genau auf.

Die Liebfrauenkirche hat den höchsten Kirchturm im Bistum Essen. In ihrem Schatten entwickelte sich das Leben im Stadtteil.© Stadt Bottrop

Die Liebfrauenkirche

Aber es gibt auch eine Menge Fakten rund um den Eigen, die gesichert sind. So hat zum Beispiel die Liebfrauenkirche mit 78 Metern den höchsten Kirchturm im Bistum Essen. 1909 wurde mit ihrem Bau unweit der Gladbecker Straße begonnen, 1914 endlich streckte sich der Turm als dritter Bottroper Kirchturm gen Himmel. Schon vorher waren mit der Richard-Wagner-Schule an der alten Kirchhellener Straße 1875 und der Gaststätte Große-Wilde an der Gladbecker Straße 1900 wichtige Institutionen für einen unabhängigen Ortsteil entstanden, der ein gutes Stück von der Innenstadt entfernt liegt. Zwischen Gaststätte und Kirche wuchs das „warme“ Herz des Eigens, rund um die Richard-Wagner-Schule das „kalte“.

Der "warme" Eigen

Der „Warme Eigen", das ist fast gleichzusetzen mit der Rheinbaben-Siedlung. Rund 1500 Wohnungen entstanden um die Jahrhundertwende parallel zur Gründung der gleichnamigen Zeche. Siebzig Jahre – von 1897 bis 1967 – bestimmte die Zeche Rheinbaben den Takt, in dem das „warme Herz" schlug. Heute ist von ihr nur noch das Eingangstor auf der Rheinbabenstraße in Höhe der Velsenstraße übrig.

Die Häuser der Siedlung, die von der Gladbecker- bis zur Aegidistraße und von der Boye bis zum Gelände der ehemaligen Zeche Prosper III reicht, sind hingegen geblieben. Im letzten Jahrzehnt wurden sie mit Blick für's Detail renoviert, so dass sich nun die ehemals graue Siedlung als wahres Schmuckstück präsentiert. Die Zeche mit ihren Bergarbeitern, die sich rund um den Förderturm ansiedelten, hat das Gesicht, das der östliche Teil des Eigen heute hat, entscheidend mitgeprägt.

Die Gladbecker Straße wurde zur Geschäftsmeile, die auch heute noch den Bewohnern des „Warmen Eigen" von Lebensmitteln über Kleidung bis hin zur Freizeitgestaltung alles bietet. „In unseren Geschäften hat man es noch fast immer mit dem Inhaber zu tun, wird persönlich beraten. Wo sonst gibt es das noch?", fragt Jens Kreiber. Der junge Anwalt, der aus Überzeugung mit seiner Praxis an der Gladbecker Straße ansässig ist statt in der Innenstadt, ist zweiter Vorsitzender der Eigener IG, in der sich an die 70 Kaufleute vom „Warmen Eigen" zusammen geschlossen haben.

Leben in der Rheinbaben-Siedlung

Mit Aktionen wie dem Eigener Stadtteilfest will die Interessengemeinschaft den Bewohnern deutlich machen, was für ein lebens- und liebenswerter Stadtteil ihr (warmer) Eigen mit seinen vielen Angeboten, Gruppen und Vereinen ist. Viel Überzeugungsarbeit müssen Sie indes nicht mehr leisten. Wer hier geboren ist, geht nicht so schnell weg. Und wer zuzieht, ist der Anziehungskraft des Eigen schnell erlegen. Bestes Beispiel dafür ist Familie Drees. Seit 1997 lebt die Familie mit Mutter Susanne, Sohn Max (12) und Vater Martin in der Kolping-Siedlung am Wildenhoff. Die Siedlung entstand Ende der 60er-Jahre auf einem Acker des Bauern Große-Wilde.
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Hier wurden zum größten Teil in Eigenarbeit und mit einer gehörigen Portion Nachbarschaftshilfe von den Mitgliedern der Kolping-Familie Eigen schmucke Einfamilienhäuser gebaut. „Hier zu wohnen, ist einfach traumhaft“, schwärmt die 41-jährige Susanne, die ihre Jugend auf der Straße Am Schlangenholt verbrachte. „Hier aus der Gegend weg zu ziehen, könnte ich mir nicht vorstellen!“ Susanne Drees schätzt besonders die guten Einkaufsmöglichkeiten und die Nähe von Kindergarten und Grundschule. Ihren Mann Martin, der in der Innenstadt groß wurde, freut besonders das nette Verhältnis zu den Nachbarn in der Siedlung.

Der "kalte" Eigen

Der „Kalte Eigen“ hingegen hat mit der Kolping- oder der Rheinbabensiedlung und der Gladbecker Straße herzlich wenig zu tun. Womit man sich hier identifiziert, ist der Köllnische Wald. Nicht „Eigen-West“ oder „Eigen-Wald“, sondern „Stadtwald“ ist nicht nur die Bezeichnung des statistischen Bezirks.

Auch die Bewohner der Straßen am Waldesrand, von denen ein Großteil ausgestattet ist mit Namen der Nibelungen-Sage, lassen ganz gerne das „Eigen“ vor dem „Stadtwald“ weg. Die alte Kirchhellener Straße mit ihrer Hand voll kleiner Geschäfte bildet hier den Mittelpunkt. Eigen ist eben nicht gleich Eigen – wie schon die Existenz zweier Tennisvereine zeigt, des TC Eigen-Stadtwald und des TC Blau-Gelb Eigen, die kaum einen Kilometer Luftlinie voneinander entfernt sind.

Daten, Zahlen, Fakten

Die Keimzelle des Stadtteils ist das Gut Schlangenholt, das noch heute an der gleichnamigen Straße besteht. Zum ersten Mal erwähnt wird es 1410. Die umgangssprachliche Bezeichnung „up dem Eigen“ für die Bauernschaft Schlangenholt wurde Anfang des 19. Jahrhunderts als Bezeichnung für den Stadtteil offiziell übernommen. Der Eigen teilt sich auf in einen östlichen Teil – den „Kalten Eigen“ mit seinem Zentrum an der alten Kirchhellener Straße – und einen westlichen Teil – den „Warmen Eigen“ mit der Gladbecker Straße und dem Marktplatz als Mittelpunkt.

Insgesamt umfasst der Stadtteil fast das gesamte Gebiet des Köllnischen Waldes. Erst an der Straße Plaggenbahn beginnt der Fuhlenbrock im Westen und in Höhe des Forsthauses Specht Grafenwald im Norden. Im Süden grenzen die Schubert- und die Tannenstraße den Stadtteil zur Innenstadt und nach Batenbrock hin ab. Die westliche Grenze nach Gladbeck bildet der Fluss Boye. Insgesamt leben auf dem Eigen rund 17 500 Menschen auf knapp 12 Quadratkilometern. Durch den Köllnischen Wald ist die Bevölkerungsdichte im „Kalten Eigen“ mit knapp 600 Einwohnern pro Quadratkilometer am geringsten in ganz Bottrop

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