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Batenbrock

Gegensätze am Fuß des Tetraeders - in Batenbrock schreibt man Integration groß

© Stadt Bottrop
Das Gründer- und Technologiezentrum auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Arenberg-Fortsetzung© Stadt Bottrop

Grenzen, Industrie und Grünes

Schon wegen seiner Größe ist der Stadtteil aufgeteilt in Nord und Süd. Von der Tannenstraße im Norden bis zum Gewerbegebiet Knippenburg im Süden zieht er sich fast vier Kilometer in die Länge. Dass er einem Gebiet solchen Ausmaßes einmal seinen Namen geben würde, hat der Bauer Schulte-Batenbrock, dessen Hof auf dem Gelände der späteren Zeche Arenberg-Fortsetzung lag, wohl nicht gedacht. Noch heute kündet die Batenbrockstraße, die quer durch den Stadtteil bis in die Boy führt, von seiner Lage.

Ursprünglich nur ein wenig besiedeltes „Anhängsel“ der Bauernschaft Welheim (zusammen mit dem heutigen Stadtteil Boy) mit rund zehn bedeutenden Kötterhöfen, hat sich Batenbrock im Zuge der Industrialisierung zu einem eigenen, dicht bewohnten Stadtteil gemausert – mit dem Batenbrockpark, der Tetraeder- Halde und den unzähligen Kleingärten als grüner Lunge in seiner Mitte.

In Batenbrock schreibt man Integration groß

Auch bei der Besiedlung stehen sich krasse Gegensätze gegenüber: Schmucke Wohnviertel wechseln sich ab mit wenig
vorzeigbaren Straßenzügen, in denen verstärkt ausländische Mitbürger wohnen. Was für Außenstehende vielleicht nach Konflikt riecht, ist für die Batenbrocker kein Problem. Denn in einem Stadtteil mit so vielen Unterschieden ist es immer wieder nötig, Kompromisse zu schließen, Integration voranzutreiben und das Gemeinsame statt des Trennenden in den Vordergrund zu stellen. Darin sind die Batenbrocker oft sehr geübt.
Die Goethe-Grundschule an der Blanken- straße zum Beispiel hat seit Jahrzehnten einen sehr hohen Ausländeranteil. Teilweise sind an die Hälfte aller Schüler einer Klasse nicht-deutscher Herkunft. „Das wirft natürlich Probleme auf, gerade was die Sprache angeht. Es ist aber auch eine große Chance für unsere Schüler, fremde Kulturen schon früh kennenzulernen und zu akzeptieren“, weiß die Schulleiterin Inge Varvoreanu. Und Pfarrer Friedemann Kater bestätigt: „Die Schule ist wie viele Institutionen in unserem Stadtteil beispielhaft dafür, wie gute Integrationsarbeit aussieht.“

Gemeinden

Der Pfarrer der Auferstehungskirche an der Beckstraße und seine Gemeinde sind übrigens ein weiteres Beispiel für die Gegensätze im Stadtteil. Die Grenzen der evangelischen Gemeinde Batenbrock gehen mitten durch den Stadtteil: die Brüder und Schwestern südlich der Prosperstraße gehören zur Altstadtgemeinde in der Innenstadt. Dennoch engagiert sich der Pfarrer für den ganzen Stadtteil und weiß, wie sehr die Menschen an ihrer kleinen Heimat hängen: „Hier kennt man sich noch, lebt nicht in anonymen Hochhaussiedlungen. Nachbarschaftshilfe ist in dieser dörflichen Atmosphäre noch kein Fremdwort.

Und die Menschen sind froh, dass sie in dem neu gegründeten Altersheim an der Beckstraße ihren Lebensabend auch hier verbringen können und den Stadtteil dann nicht verlassen müssen“, sagt der Geistliche, der nach seiner Studienzeit unbedingt ins Ruhrgebiet wollte und seine Entscheidung für Batenbrock bis heute keine Sekunde lang bereut hat.

Treffen der Kulturen und Religionen

Auch Ismael Kaya käme nicht auf die Idee, seine Wohnung am Ostring gegen einen anderen Wohnort einzutauschen. „Was soll ich in Bremen oder Hamburg? Ich bin ein Kind der Kohle und des Ruhrgebiets und ich lebe gerne hier in Batenbrock." Der Familienvater ist seit mehr als 25 Jahren bei Prosper-Haniel als Schlosser unter Tage tätig und engagiert sich in der Gewerkschaft IGBCE für seine Landsleute im Bergbau. Außerdem ist er in der Muslimischen Gemeinde aktiv, die ihren Sitz auf der Prosperstraße hat. „Die Gemeinschaft mit meinen Landsleuten hier im Stadtteil bedeutet mir sehr viel", erzählt der gebürtige Türke, der mit zwölf Jahren nach Deutschland kam. Bis zu 1000 Männer kommen jeden Freitag zum Gebet in die Moschee.

Doch auch das Verhältnis zu seinen deutschen Nachbarn ist Ismael Kaya und seiner Frau Gülbahar wichtig. Dass man daran immer wieder arbeiten muss, ist Kaya deutlich bewusst. „Wir Türken hier in Batenbrock sind nun einmal anders als die Deutschen. Wir haben eine andere Religion und eine andere Kultur. Aber wir sind doch alle Menschen!" Und frisches Obst und Gemüse zu günstigen Preisen kaufen alle gerne ein. Viele Bewohner Batenbrocks – egal ob Deutsche oder Ausländer – begegnen sich deshalb immer wieder beim türkischen Laden vor der Moschee.

Um die Gemeinsamkeiten zu betonen und gleichzeitig die Unterschiede als Stärken herauszustellen, machen Ismael Kaya und die Muslimische Gemeinde Prosperstraße seit mehreren Jahren auch mit beim Haldengottesdienst. Bei dem Großereignis, das jedes Jahr am Sonntag vor dem 1. Mai mehrere tausend Menschen aus Batenbrock zum Tetraeder zieht, arbeiten fast alle Einrichtungen und Gruppen aus dem Stadtteil trotz aller Unterschiede zusammen: Kindergärten,die christlichen Kirchen – neben der evangelischen Gemeinde sind es diekatholischen Pfarreien St. Peter, St. Joseph und St. Michael –, die muslimische Gemeinde, die Bergbau-Gewerkschaft und sämtliche Vereine tragen ihren Teil zum Gottesdienst oder zum Rahmenprogramm bei.

Der Tetraeder

Der Tetraeder ist also mehr als ein Ausflugsziel für die Leute von außerhalb. Es ist auch ein Zeichen, unter dem sich die Menschen aus Batenbrock versammeln, um ihre Gemeinsamkeiten zu betonen. Das Leuchtturm-Projekt“ war dabei lange Zeit eher skeptisch oder gar ablehnend von den Bewohnern des Stadtteils betrachtet worden. „So viel Geld zum Fenster rauswerfen für so einen sinnlosen Quatsch“, wurde beim Bau Ende der 90er-Jahre oft gewettert. Heute sind die meisten Menschen stolz darauf, wenn die dreikantige beleuchtete Pyramide ihnen in der Dunkelheit schon von weitem ihren Wohnort anzeigt und Menschen aus ganz Deutschland zur Besichtigung auf die Abraumhalde kommen.

Der Lokschuppen

Nicht nur der Bau des Tetraeders hat ein Zeichen in Batenbrock gesetzt.Aus den alten Kohle-Wurzeln wachsen neue Gewerbeideen wie das Gründer- und Technologie-Zentrum auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Arenberg-Fortsetzung, die den Stadtteil ein Stück nach vorne bringen. Mit dem „Lokschuppen“ – einer renovierten ehemaligen Lokomotivenhalle des Zechengeländes – steht hier außerdem einer der beliebtesten Veranstaltungsorte Bottrops mit einem ganz besonderen Flair.

Probleme und Potentiale

Die „Problem-Ecken“ werden nach und nach in Angriff genommen. So wurde beispielsweise ein Teil der Häuser am Borsigweg, die noch aus den 60er-Jahren stammten, komplett neu gebaut. Hier wohnen jetzt normale Mieter, die sich bewusst für diese Wohngegend entschieden haben. Im Süden von Batenbrock hat eine Wohnbereichserneuerung stattgefunden, bei der Straßen und Häuser gleichermaßen modernisiert und erneuert wurden. „Hier kann man gut bleiben“, ist sich Hartmut Kirsch sicher. Seit 1987 wohnt er auf der Kellermannstraße und engagiert sich genau so lange politisch für seinen Stadtteil.

Ismael Kaya hat auf jeden Fall vor, seinen Lebensabend in Batenbrock zu verbringen und nicht in seiner ursprünglichen Heimat. Nur im Winter wollen er und seine Frau dann in der Türkei bleiben. „Da ist das Wetter hier wirklich nicht so schön“, meint der Bergmann. Aber das kann man natürlich nicht Batenbrock anlasten.

Daten, Zahlen, Fakten

Der Name des Stadtteils Batenbrock leitet sich ab vom Bauernhof Schulte-Batenbrock, der sich auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Arenberg-Fortsetzung befand. Trotz seiner Grünflächen – dem Batenbrockpark und der Tetraeder-Halde – ist er nach der Innenstadt der am dichtesten besiedelte Stadtteil Bottrops. Über 20 000 Einwohner, davon gut 2500 Ausländer, leben zwischen der Tannenstraße im Norden und dem Gewerbegebiet Knippenburg im Süden. Im Westen grenzt Batenbrock in Höhe des Ostrings an die Bottroper Mitte und an der Bahnhofstraße an die Lehmkuhle. Im Osten begrenzt eine Zechenbahn entlang des Ostfriedhofs (der sich damit auf Boyer Gebiet befindet) und der Tetraeder-Halde den Stadtteil. Obwohl man das Alpin-Center auf der Nachbarhalde vom Tetraeder aus meint greifen zu können, gehört dieses weitere Wahrzeichen nicht zu Batenbrock, sondern ins benachbarte Welheim.

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