Geschichte der Familie Wilczok
"Ich selbst bin stolz darauf, einer Familie zu entstammen, die drei Generationen in fast ausschließlich manueller Arbeit im Bergbau der Bevölkerungsschicht angehört, die der Stadt das heutige Gesicht gegeben hat."
Die Großeltern
Leopold Wilczok wurde als Tagelöhnersohn am 05.11. 1861 in Löslau geboren Er heiratete am 30.08.1888 in Golkowitz die Auszüglertochter Carolina Larisch. (geb.01.05.1868 in Gollkowitz.Um 1890 müssen sie ihre Oberschlesische Heimat verlassen und sich in Bottrop niedergelassen haben.
Die Übersiedlung nach Bottrop hatte offenbar wirtschaftliche Motive. Leopold Wilczok war in Löslau Inhaber eines Fuhrbetriebes gewesen. Mit Pferdegespannen hatte er Gäste in die umliegenden Kurorte befördert. Als gegen Ende der 1880er Jahre umfangreiche Erneuerungsinvestitionen anstanden- Fuhrwerke und Pferde hatten sich im jahrelangen Einsatz verschlissen- ließ man sich wie zahlreiche andere auf die Werbeversprechungen der westdeutschen Bergbaugesellschaften ein und übersiedelte nach Westfalen. Ein typisches Migrantenschicksal jener Jahre. Zunächst lebte die Familie zur Miete bei der Kötterfamilie Falk in der Tannenstraße. Weitere Stationen waren Zechenhäuser in der Aegidistraße und am Förenkamp.
Wie Ernst Wilczoks Schwester Luise zu erzählen weiß, fiel es insbesondere der Großmutter Caroline schwer sich in der neuen Heimat zu akklimatisieren. Es muss ein regelrechter Kulturschock für sie gewesen sein.
Sie hatte in Oberschlesien eine für damalige Verhältnisse weit fortgeschrittene Infrastruktur kennen gelernt: elektrische Straßenbahnen und moderne Ortskerne prägten das Bild vieler großer Städte- nichts dergleichen hatte Bottrop zu bieten.
Im ersten Weltkrieg am 19.Februar1916 verstarb der Berginvalide Leopold Wilczok. Er hinterließ 12 Kinder. Seine Frau überlebte ihn um 35 Jahre und starb 1951 im Alter von 83 Jahren.
Die Eltern
Karl Wilczok wurde als 2. Kind der Eheleute Leopold und Carolina Wilczok am 22.August 1890 schon in der neuen Heimat in Bottrop geboren. Er heiratete am 25.Februar 1919 die in Ludgerstal/ Hultschin am 19.März 1898 geborene Steffie Tkaczik. Steffi war gerade ein halbes Jahr alt ,als die Familie Tkaczak von Nordmähren nach Bottrop zog. 5 Kinder gingen aus dieser Ehe hervor. Steffie Wilczok wurde nur 35 Jahre alt und verstarb am 13.Dezember 1933. Die Großmutter war von diesem Zeitpunkt an zunächst Mutterersatz, bis Karl Wilczok erneut heiratete , Frau Katharina geb. Höhren. Aus dieser Ehe ging ein Kind hervor. Karl Wilczok starb am 14.Juni 1946.
Wenngleich in typischen Wendungen formuliert, bringen die Totenzettel dennoch die starke religiöse Prägung der Familie Wilczok zum Ausdruck. Diese bewährte sich auch als Immunisierung gegenüber den herrschenden Ideologien der 20ger und 30ger Jahre. Die Heilverheißungen der Nationalsozialismus beispielsweise waren für Karl Wilczok schlicht Rattenfängerei und wurden innerhalb der Familie mit Nachdruck abgelehnt.